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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 128

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 128 — wurden Tag für Tag Menschen auf das Blutgerüst geschleppt, oft 50, 60 und mehr auf einmal, darunter viele verdienstvolle ausgezeichnete Männer. Durch solche Schandtaten wollten die grausamen Tyrannen die Freiheit des Landes sichern, wie sie sagten. Es war, als ob blinde Raserei ihre Sinne verwirrt hätte. Nicht einmal einen Gott im Himmel sollte es mehr geben. Das Christentum wurde förmlich abgeschafft. Man führte ein gemeines Weib auf einem Throne durch die Straßen von Paris und nannte es die Göttin der Vernunft. — Freilich sollte dieser tolle Rausch nicht lange währen. Die verbrecherischen Gewalthaber selbst und ihr Führer Robespierre wurden endlich von ihren früheren Genossen gestürzt und starben auf demselben Blutgerüste, wo so viele ihrer Opfer den Tod gefunden hatten. 58, Der General Bonaparte. 1. Die Revolutionskriege. Die Revolution brachte Frankreich nicht nur Unglück im Lande, sondern stürzte es auch in Krieg mit den meisten Ländern Europas. Es war natürlich, daß das traurige Schicksal König Ludwigs Xvi. die Teilnahme aller andern Fürsten erregte. Österreich, Preußen, das übrige Deutschland, England, Holland, Italien und andre Staaten verbündeten sich, das aufrührerische Frankreich zu züchtigen. In dieser Gefahr entfalteten die Franzosen eine staunenswerte Tapferkeit. Voll Freiheitstaumel eilten zahlreiche Heeresmassen in den Kampf und schützten nicht allein das eigne Land gegen die herandringenden Feinde, sondern eroberten bald auch die benachbarten Länder Belgien, Holland und das linksrheinische Deutschland. Diese raschen Fortschritte der Franzosen wurden hauptsächlich dadurch ermöglicht, daß unter den Verbündeten selbst Unfriede ausgebrochen war, namentlich zwischen Österreich und Preußen. Es kam endlich soweit, daß Preußen vom Kriege zurücktrat und für sich allein mit Frankreich Frieden schloß. Um so leichter siegten nun die Franzosen über die übrigen Feinde. Die glänzendsten Siege gewannen sie in Italien unter dem jungen General N a p o l e o n B o n a p a r t e. 2. Donapartes Siege in Italien. Dreier berühmte Kriegsheld, eines Advokaten Sohn, war zu Ajaccio auf der Insel Korsika geboren. Auf einer Kriegsschule in Frankreich wurde er zum Offizier gebildet. „Der wird es weit bringen, wenn die Umstände ihm günstig sind," sagte schon damals einer seiner Lehrer. Dies Wort ging rasch in Erfüllung. In die Armee eingetreten, tat Bonaparte sich durch Einsicht und Mut so hervor, daß er schon in seinem 26. Jahre General

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 192

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 192 . — Staot Pferde, Esel, Hunde, Ratten, und schlachtete die Bären und Elefanten des Tiergartens. Da endlich dachte man an Ergebung. Am 28. Januar 1871 wurde ein Waffenstillstand geschloffen, durch den alle Festungswerke.um Paris den Deutschen ausgeliefert wurden. Das in der Stadt eingeschlossene Heer mußte die Waffen abgeben. Damit war sowohl der Fall von Paris, wie der ganze Krieg entschieden. 2. Der Friede. Sofort trat eine vom französischen Volke erwählte Nationalversammlung in Bordeaux zusammen, setzte eine neue republikanische Regierung ein und erteilte dieser den Auftrag, den Abschluß des Friedens eifrigst zu betreiben. So kam am 26. Februar 1871 der Friede zu Versailles zustande, während die deutschen Krieger siegreich in Paris einzogen. Die dem Deutschen Reiche einst entrissenen Lande Elsaß und Deutsch-Lothringen, 263 Quadr.-M. mit anderthalb Millionen Bewohnern, mußte Frankreich an Deutschland abtreten; auch Straßburg und Metz blieben in deutschem Besitz. Dazu verpflichtete sich Frankreich, 5 Milliarden (5000 Millionen) Franken Kriegskosten zu zahlen. Nach längeren Unterhandlungen in Brüssel wurde am 10. Mai der endgültige Friedensvertrag zu Frankfurt festgestellt. — Zehn Monate hatte der Krieg, der eigentliche Kampf kaum sieben Monate gedauert; doch war er einer der ungeheuersten, die je geführt worden sind. Nie hatte Deutschland ruhmreichere Tage gesehen, nie irgend ein Volk gewaltigere Siege erkämpft, als hier das deutsche. Ohne erhebliche Niederlage hatten seine Heere 20 siegreiche Schlachten geschlagen, 150 Gefechte bestanden, 26 Festungen erobert, gegen 400 000 Gefangene gemacht, über 6700 Geschütze erbeutet. Es war „ein Krieg ohnegleichen". 85. Die Wiederherstellung des Deutschen Reiches. 1. Das neue Deutsche Reich. Außer dem Wiedergewinn von Elsaß und Lothringen brachte der Krieg von 1870—1871 dem deutschen Volke noch eine köstliche Frucht: er vollendete Deutschlandsein-h eit. Bisher hatte der Mainstrom noch eine Scheidelinie gebildet, welche die vereinzelten deutschen Südstaaten von dem unter Preußens Führung geeinigten Norddeutschland trennte. Aber durch den gemeinsam bestandenen siegreichen Kampf war jede Schranke gefallen. Deutschlands Stämme fühlten sich inniger denn je vereinigt in dem gemeinsam verteidigten und geretteten Vaterlande; ein „einig Volk von Brüdern" wollten sie für alle Zukunft sein und bleiben. Daher

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 196

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 196 — 3. Heer und Flotte. Das französische Volk bemühte sich nach dem Kriege mit dem größten Eifer, seine Kriegsmacht auf eine solche Höhe zu bringen, daß es bei der ersten Gelegenheit an Deutschland Rache für die erlittenen Niederlagen nehmen könnte. Da mußte Deutschland auf feiner Hut sein. „Was wir in einem halben Jahre mit den Waffen errungen haben, das haben mir ein halbes Jahrhundert mit den Waffen zu schützen," sagte einst der greise Feldmarschall Moltke dem Reichstage. Das deutsche Heer ist daher wiederholt verstärkt worden. Jeder gesunde deutschemann ist wehrpflichtig. Das stehende Heer, die Linie, zählt im Frieden über 500000 Mann. Die Soldaten kommen nach zweijähriger Dienstzeit (bei berittenen Truppen nach dreijähriger) auf 6 (5) Jahre zur Reserve, dann auf weitere 5 Jahre zur Landwehr ersten Aufgebotes. Gibt es Krieg, so verstärken die Reservisten zum Teil die bestehenden Regimenter, teils werden aus ihnen und der Landwehr neue gebildet. In der Landwehr zweiten Aufgebotes bleibt man bis zum 39., im Landsturm bis zum 45. Lebensjahre. Diese älteren Leute sind aber hauptsächlich nicht mehr zum Felddienst bestimmt, sondern zur Besatzung von Festungen und zu ähnlichen Leistungen in der Heimat. Wenn eines Tages der Kaiser die Mobilmachung befiehlt, so trägt der Telegraph diesen Befehl ins ganze Land, und sofort hört der Friedensfahrplan der Eisenbahnen auf. Wer nicht Soldat ist, der mag sehen, wie er weiter kommt. Von allen Orten eilen die Reservisten und Landwehrleute zu ihren Truppenteilen. Dort erhalten sie Uniform und Waffen, und in wenigen Tagen sind die Regimenter marschbereit. Dann werden sie mit ihren Wagen und Pferden in Eisenbahnzügen befördert, wohin es nötig ist. Alle Anordnungen für die Mobilmachung, alle Kriegsfahrpläne für die Eisenbahnen sind im voraus ausgedacht und ausgeschrieben; jedem Offizier oder Soldaten ist im voraus genau bestimmt, wo sein Platz im Kriege sein wird. So kann das Deutsche Reich in wenigen Tagen mehrere Millionen waffengeübter Mannschaft ins Feld stellen. — Die Kriegsflotte besteht aus einer großen Zahl von Schiffen, von denen viele gepanzert und alle mit Kanonen versehen sind. Für Matrosen und Seesoldaten gilt eine ähnliche Dienstpflicht, wie für das Landheer. — Gegen eine solche Macht hat bisher noch kein Feind sich zu erheben gewagt, zumal nachdem Deutschland sich mit Österreich und Italien zu Schutz und Trutz gegen jede Störung des Friedens verbündet hat. Stolz konnte der Reichskanzler Fürst Bismarck einmal, als ein Krieg drohte, aller Welt zurufen: „Wir Deutsche fürchten Gott und sonst nichts in der Welt."

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 130

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 130 — land mußte in dem Frieden zu Luneville (1801) alle Länder auf der linken Rheinseite an Frankreich abtreten. 59» Kaiser Napoleon I. und die Auflösung des Deutschen Reiches. 1. Donapartes Kaiserkrönung (1804). Bonaparte war nun der Beherrscher des mächtigsten Reiches in Europa. Um den Herrschern andrer Länder gleich zu stehen, ließ er sich, nachdem er fünf Jahre die Konfulwürde bekleidet hatte, als N a p 0 l e 0 n I. zum erblichen Kaiser derfranzofen ausrufen. Der Papst mußte eigens von Rom nach Paris kommen, ihn salben und die Krone segnen, die er sich auf das Haupt fetzte. So hatte die Republik nach kurzem Bestände ihr Ende gefunden; in Frankreich, das vor 12 Jahren den Thron feiner Könige umgestürzt hatte, war ein neuer Thron aufgerichtet, den der Sohn eines Advokaten einnahm. Der glanzvollste Hofstaat sollte diesen Thron verherrlichen. Des Kaisers Brüder und Schwestern wurden zu Prinzen und Prinzessinnen erhoben, feine tüchtigsten Generäle zu Marfchällen ernannt, feine obersten Diener mit stolzen Titeln geschmückt. Und da die Kaiserkrone dem Gewaltigen noch nicht genügte, vereinigte er damit bald noch eine zweite Krone. Er fchuf aus dem eroberten Italien ein neues Königreich und machte sich zum König von Italien. 2. Die Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (1805). Im Besitze so großer Macht wurde Napoleon immer gewalttätiger. Fürsten und Völker behandelte er mit empörender Willkür. Da schloffen England, Österreich und Rußland ein Bündnis gegen ihn. Sogleich fetzte Napoleon ein starkes Heer in Bewegung, überschritt den Rhein und gelangte, rasch durch Deutschland vorwärts dringend, bitz zur Kaiserstadt Wien, in die er einrückte. Dann wandte er sich gegen Norden nach Mähren, wo der Kaiser Alexander von Rußland fein Heer mit dem österreichischen unter dem Kaiser Franz vereinigt hatte. Bei Austerlitz unweit Brünn kam es am ersten Jahrestage der Kaiser-krönung Napoleons zur D r e i k a i f e r f ch l a ch 1. Napoleon gewann einen vollständigen Sieg. 3. Der Rheinbund; Auflösung des Deutschen Reiches (1806). Dieser Sieg derfranzofen hatte für Deutschland die traurigsten Folgen. Österreich verlor mehrere feiner schönsten Länder. Einen Teil davon schenkte Napoleon an Bayern und Württemberg, die sich ihm angeschlossen hatten. Ihre Kurfürsten würden zu Königen erhoben und

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 131

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 131 - trennten sich von dem deutschen Reichsverbande. Darauf stiftete Napoleon den sogenannten Rheinbund, durch den 16 deutsche Fürsten sich von Kaiser und Reich lossagten und Napoleon als ihren Schutzherrn anerkannten. Die deutsche Kaiserwürde hatte nun keinen Sinn mehr; Kaiser Franz legte sie nieder und nannte sich hinfort nur noch Kaiser von Österreich. So endete das tausendjährige Deutsche Reich. Sein Zerstörer aber verglich sich mit dem Gründer des deutschen Kaisertums und nannte sich stolz den Nachfolger Karls des Großen. Länder und Kronen verschenkte Napoleon an feine Verwandten und Generale. Seinenvruber Joseph setzte er zum König von Neapel ein, feinen Vruber Ludwig zum König von Hollanb; fein General Murat, der ehemals Koch gewesen, dann des Kaisers Schwager geworben war, erhielt das beutfche Großherzogtum Berg. 60. Preußens Fall. 1. Jena und Anerstädt. In Preußen war Friedrich dem Großen sein Neffe Friedrich Wilhelmii. (1786—1797) als König gefolgt. Er kam feinem großen Vorfahren nicht gleich, und boch hätte Preußen gerabe zu biefer Zeit, währenb der französischen Revolution, eines befonbers einsichtigen und kräftigen Herrschers beburft. — Auf ihn folgte fein Sohn Friedrich Wilhelm Hi. (1797—1840), der sich balb nach feinem Regierungsantritt der Wachstuben Macht Frankreichs gegenüber sah. Er war friebliebenb und hütete sich lange vor jebem Kriege mit Napoleon. Aber biefer suchte Streit und verletzte den König durch Gewalttätigkeiten so sehr, daß Preußen dem Kampfe nicht länger ausweichen konnte. Es schloß ein Bünbnis mit den Russen und erklärte Napoleon den Krieg. Noch ehe die russischen Hilfstruppen da waren, zogen die Preußen in den Kampf. Sie hatten schlechtere Waffen und würden schlechter verpflegt als die kriegsgeübte französische Armee. Ihre Generale waren meist alt und schwach; viele hatten sich mit der neuen Kriegskunst Napoleons nicht bekannt gemacht, weil sie übermütig waren und die Armee Friebrichs des Großen für unüber-winblich hielten. Die jungen französischen Generale aber waren von Napoleon ans den umsichtigsten und tapfersten Offizieren gewählt. In der Doppelschlacht bei Jena und Auerftädt (14.Okt. 1806) trafen die ungleichen Heere zusammen; die Preußen erlitten eine völlige Niederlage und wichen in gänzlicher Auslösung zurück. Ganz Preußen stand dem Sieger offen. 2. Napoleons Ein;ng in Berlin. In dieser Not hätten die 9*

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 81

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 81 — funden. Um sie auszurotten, ergriff Philipp die schärfsten Maßregeln. Er setzte geistliche Richter ein, die über jede Abweichung von der katholischen Lehre strenges Gericht halten sollten. Dieses geistliche Gericht wurde Inquisition genannt. Ihr Verfahren erregte tiefe Erbitterung im Volke, und es entstand ein Bund zur Verteidigung der Rechte des Landes. Ein Spanier hatte die Niederländer Bettler (Gueux) genannt; sie nahmen diesen Spottnamen als Vundesbezeichnung an und nannten sich seitdem Geusen. 2. Hollands Losreißung von Spanien. Da schickte Philipp seinen grausamen General, den Herzog Alba, mit einem spanischen Heere nach den Niederlanden, daß er die Abtrünnigen züchtige. Angst und Schrecken eilten ihm voran, und schon bei seiner Ankunft flüchteten Scharen von Kausleuteu und Handwerkern ins Ausland. Und der gefürchtete Mann führte die Inquisition mit aller Grausamkeit durch. Täglich wurden Menschen gehenkt, geköpft, gevierteilt, verbrannt. Selbst die angesehensten Männer wie die Grafen Egmont und Hoorn ließ er ergreifen und hinrichten. Alba rühmte sich später selber, in sechs Jahren habe er mehr als 18 000 Menschen hinrichten lassen. Die Niederländer wurden zur Verzweiflung getrieben; sie ließen dem Könige Philipp sagen: „Du hast bei deinem Regierungsantritt geschworen, uns ein guter und gerechter Herr zu sein und unsre Freiheiten und Rechte wohl und getreulich zu halten. Du behandelst uns aber gleich Schlachttieren. Darum, weil du deinen Eid gebrochen hast, können wir nicht mehr deine Untertanen sein." So kam es zur Empörung, und keine Gewalt der Waffen vermochte dm Aufstand zu überwältigen. Das Ende des langjährigen Kampfes war, daß sich der nördliche Teil der Niederlande, Holland, ganz von Spanien trennte (1579) und einen eigenen Freistaat bildete, worin die evangelische Religion herrschend wurde und Handel und Seewesen sich bald zu hoher Blüte erhoben. 3. Spaniens Verfall. Nicht minder unglücklich war Philipp in einem Kriege gegen England (f. Nr. 37,5). Überhaupt brachte seine Regierung Spanien kein Glück, weil sie gewalttätig war. Wer nicht zur katholischen Kirche gehörte, wurde im Lande nicht geduldet. So blieb dieses zwar einig im Glauben, aber verlor eine Menge der fleißigsten und tüchtigsten Bürger. Philipps Kriege hatten viele Millionen Dukaten gekostet; aber nur Nachteil hatten sie ihm gebracht. Spaniens Seemacht war dahin, und Holland hatte sich von ihm getrennt So Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. B. Q

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 141

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 141 — waren noch beritten; über die gefallenen Pferde stürzten die Hungrigen her und verzehrten sie mit Gier. Fiel ein Soldat, so rissen ihm seine Kameraden die Kleider vom Leibe, um sich damit Hände und Füße zu umwickeln. Hatten sich die Halbersrornen ein Feuer angemacht, so jagten die Kosaken sie in die Flucht, oder man sand sie des Morgens als Leichen um die erloschne Glut geschart. Nur ein armseliger Nest entkam dem Verderben; bis auf einige tausend abgezehrte und zerlumpte Krieger wurde die ganze Armee vernichtet. Das war das Ende des so stolz begonnenen Feldzuges. 65. Der Befreiungskrieg. Preußens Erhebung. 1. Der General von Ijorfc. Preußen hatte Napoleon auf seinen Befehl ein Hilfsheer zum Kriege gegen Rußland stellen müssen. Dieses war aber nicht mit nach Moskau gezogen, sondern war in den russischen Ostseeprovinzen verwendet worden. Als sein Führer, der preußische General von Jork, von der Vernichtung der großen Armee hörte, wollte er seine Abteilung nicht ebenfalls dem Verderben aussetzen, sondern Preußen erhalten. Eigenmächtig schloß er mit den Nussenden Waffenstillstand bei Tauroggen (30. Dezember 1812), wonach er sich mit seinen Truppen parteilos halten sollte, bis die Entscheidung des Königs einträfe. Dann schrieb der unerschrockene Mann dem König: „Eurer Majestät lege ich willig meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte. Ich schwöre Eurer Majestät, daß ich auf dem Sandhaufen ebenso ruhig, wie auf dem Schlachtfelde, auf dem ich grau geworden bin, die Kugel erwarten werde." — Aber auch die Mahnung fügte er hinzu: „Jetzt oder nie ist der Moment, Freiheit, Unabhängigkeit und Größe wieder zu erlangen. In dem Ausspruche Eurer Majestät liegt das Schicksal der Welt." 2. Der Aufruf des Königs von Preußen. Nun brach's los! Die Kunde vom Untergange der großen Armee in Rußland setzte ganz Europa in Bewegung. Gottes gewaltiger Arm war der Welt offenbar geworden. Jetzt schien für die unterdrückten Völker die Stunde gekommen, die Fremdherrschaft abzuwerfen. Vor allem in dem von Napoleon aufs härteste mißhandelten Preußenvolke durchglühte das Verlangen nach Befreiung alle Herzen. Der König Friedrich Wilhelm Iii. schloß mit dem Kaiser Alexander von Rußland einen Bund und erließ von Breslau aus einen Ausruf an sein Volk, die Waffen zu ergreifen (3. Februar 1813). „Es ist der letzte, entscheidende Kampf,"

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 146

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 146 — Rettung suchten. Die Schlacht kostete den Franzosen an 70 000 Mann; aber auch die Verbündeten zählten gegen 50000 Tote und Verwundete.— Das war die gewaltige Schlacht bei Leipzig, die dem deutschen Volke die Freiheit wieder geschenkt hat. Darum heißt es in Arndts Liede: So lange rollet der Jahre Rad, So lange scheinet der Sonnenstrahl, So lange die Ströme zum Meere reifen, Wird noch der späteste Enkel preisen Die Leipziger Schlacht. 5. Die Siege in Frankreich. Napoleon konnte sich nun nicht mehr in Deutschland behaupten; mit den Trümmern seines Heeres eilte er nach Frankreich zurück. Der Rheinbund löste sich auf; die deutschen Fürsten, die ihm angehörten, schloffen sich den Verbündeten an. Das Königreich Westfalen verschwand ganz mit seinem französischen Herrscher, und ein preußisches Heer entriß in raschem Siegesläufe Holland den Händen der Franzosen. Dann drangen die Verbündeten in Frankreich ein. Die Hauptarmee unter dem österreichischen Feldmarschall Fürst Schwarzenberg rückte durch die Schweiz vor, und Blücher fetzte mit feinem Heere in der Neujahrsnacht bei dem Städtchen Kaub über den Rhein. Noch gab es auf französischem Boden manchen hartnäckigen Kampf; aber der kühne Vlücher drängte unermüdlich vorwärts, und am 31. März 1814 zogen die Verbündeten als Sieger in die stolze Hauptstadt Paris ein. Nun war es aus mit Napoleons Herrlichkeit. Er wurde des Thrones entsetzt und mußte sich nach der kleinen Insel Elba im Mittelmeere begeben, die ihm zum Eigentum angewiesen wurde. Einbruderdes enthauptetenlndwig Xvi. wurde als Ludwig Xviii. König von Frankreich. 67. Der letzte Kampf gegen Napoleon. 1. Der Wiener Kongreß. Nach dem Sturze Napoleons war es die nächste Aufgabe der verbündeten Fürsten, die wiedereroberten Länder zu verteilen. Sie veranstalteten in Wien eine Versammlung oder einen „Kongreß", woran die Kaiser von Österreich und von Rußland, der König von Preußen und viele andre Fürsten und Staatsmänner teilnahmen. Da gab es manche schwierige und verwickelte Verhandlungen, und es verging viel Zeit, ohne daß man sich einigen konnte. Ja es drohten sogar aus den Beratungen neuer Zwiespalt und Kampf hervorzugehen. 2. Napoleons Wiederkehr. Das erfuhr der Verbannte auf

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 177

1905 - Leipzig : Voigtländer
— 177 — Freundschaft zugetan. Auch Moltke war mit beiden befreundet. Nun verband diese drei unter sich und mit dem Könige gemeinsame Arbeit und gemeinsamer Kampf. Ohne die Treue, die Hingebung und die Festigkeit dieser Männer, ohne ihre heldenmütige Standhaftigkeit und ihre warme Vaterlandsliebe wäre wahrscheinlich noch immer unser Deutschland in seiner alten Zerrissenheit: ein Jammer sich selbst und ein Spott der Völker. Deshalb sollte ein jeder Deutscher neben Wil-helmde mgroßen auch s eine drei ersten Diener und Freunde ehren und lieben. Bismarck, Moltke, Roon! 78. Italien und Frankreich. 1. Italiens Einigung. Wie Deutschland, so war auch Italien lange Zeit in einzelne Staaten gespalten. Norditalien stand dazu unter der Fremdherrschaft Österreichs, die dem italienischen Volke tief verhaßt war. Immer stärker äußerte sich das Verlangen des Volkes nach Freiheit und Einigkeit. Besonders lebhaft wurde die Bewegung, als der König Viktor Emanuel von Sardinien sich an ihre Spitze stellte. Er sicherte sich den Beistand der Franzosen und erklärte den Österreichern den Krieg (1859). Die Österreicher fochten tapfer, verloren aber einige Gefechte und zuletzt die mörderische Schlacht bei Solferino. Damit war der Krieg entschieden. Österreich behielt zwar Venetien, mußte aber die Lombardei abtreten, die Viktor Emanuel mit Sardinien vereinigte. Auch das mittlere Italien, dessen Fürsten die Flucht ergriffen hatten, fiel dem Könige zu. Im folgenden Jahre landete der Freischarenführer Garibaldi mit tausend Mann auf Sizilien. Das Volk empfing ihn als Befreier, und bald war die ganze Insel in seiner Gewalt. Dann setzte er nach dem Festlande über. Eine Stadt Süditaliens nach der andern schloß sich ihm an. Auch hier wurde Viktor Emanuel zum Könige ausgerufen, und Italien war schon beinahe geeinigt. Nur V e n e t i e n gehörte noch den Österreichern, und der Kirchenstaat mit Rom dem Papste. Als i. I. 1866 der Krieg Preußeus mit Österreich ausbrach, schloß sich Viktor Emanuel Preußen an. Die italienischen Truppen wurden freilich von den Österreichern geschlagen. Aber um seine ganze Macht gegen Preußen wenden zu können, übergab Österreich Venetien dem Kaiser der Franzosen und dieser, als Friedensvermittler, es an Italien. — Der Kirchenstaat bestand noch bis zum Jahre 1870, weil der französische Kaiser das päpstliche Gebiet beschützte. Als aber der Krieg Frankreichs mit Deutschland ausbrach (Nr. 79), rückten die Italiener in Rom ein. Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ii. Ausg. B. 12

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 179

1905 - Leipzig : Voigtländer
- 179 — 3. Das zweite Kaiserreich. Nun war das Ziel seines Ehrgeizes erreicht. Um das unruhige Volk der Franzosen mit seiner Alleinherrschaft zu versöhnen, suchte er vornehmlich der Ruhmsucht dieser eiteln Nation Genüge zu tun. Überall nahm er an Kriegen teil, die er zum Teil mutwillig veranlaßte: gegen Rußland (Krimkrieg, 1853—55), gegen China (1855), gegen Österreich im Bunde mit Italien (1859; s. o.), gegen Mexiko (1865—67). Fast in allen diesen Feldzügen waren die Franzosen siegreich, freilich meist mit Hilfe von Verbündeten. Es schien eine Zeitlang wirklich, als ob Napoleon seine Herrschaft in Frankreich dauernd befestigen würde, zumal seine Regierung das Land gut verwaltete und es den meisten Bürgern gut ging. Allein sie ertrugen doch nicht den Verlust ihrer Freiheit. Immer mehr Feinde erhoben sich in Wort und Schrift gegen den Kaiser. Da wagte dieser den verzweifelten Versuch, durch eine große kriegerische Unternehmung seinen Thron zu befestigen, und bereitete sich zu einem Kriege mit dem zu Macht und Ehren aufgestiegnen Preußen vor. Darin befand er sich allerdings ganz in Übereinstimmung mit seinem ruhmbegierigen Volke. 7% Der französische Krieg (870—*87v 1. Anfang des Krieges. Den Kriegen von 1864 und 1866 sollten, so hoffte König Wilhelm, glückliche Friedensjahre folgen. Allein Preußens Emporsteigen hatte Neider und Feinde rege gemacht. Besonders das französische Volk begehrte laut „Rache für Sadowa", gleich als wäre durch Preußens Sieg bei Königgrätz der Ruhm der „großen Nation" verkürzt worden. Der Kaiser Napoleon rüstete in aller Stille zum Kriege, und als er fertig zu fein glaubte, fand er auch schnell den Vorwand, ihn anzufangen. Im Sommer 1870 wollten die Spanier den Prinzen Leopold von Hohenzollern, aus der Sigmaringer Linie, zu ihrem Köuige machen. Da tat mit einem Male die französische Regierung, als wenn Preußen seine Macht auch auf Spanien ausdehnen wollte. König Wilhelm hielt sich gerade im Bade Ems auf, als der französische Gesandte zu ihm kam mit dem Verlangen, er solle dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbieten. Das tat der König zwar nicht, aber der Prinz trat freiwillig zurück. Trotzdem schrieen in Paris die aufgeregten Menfchenmaffen auf den Straßen: Krieg, Krieg! A das la Prusse! A Berlin 1" Nun mußte der Gesandte auf Befehl Napoleons von dem König verlangen (13. Juli), daß er den französischen Kaiser um Entschuldigung bitte. Da war des 12*
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